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"Offizielle
Vorstellung des ersten Nachbaus einer Focke-Wulf 190 A" am 19.12.2000 in Hannover.
Ein Bericht von Dietmar Sommer
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Seit
Ende 1997 konnten die Besucher des Laatzener Luftfahrtmuseums Rumpf- und Flächenteile
einer Focke-Wulf 190 bestaunen.Noch mehr als 3 Jahre sollten vergehen, bis die Arbeiten an
diesem Jäger aus dem Zweiten Weltkriege Ihren Abschluß fanden. Zwischen April und
September 1999 erfolgte die Zusammensetzung der Hauptbaugruppen sowie die Lackierung
dieses Vogels. Noch über ein Jahr mußte vergehen bis das Projekt offiziell seinen
Abschluß fand. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurden diejenigen, die in aufopfernder
Weise Ihre Freizeit zum Wiederaufbau dieses Flugzeuges bereit stellten, geehrt.
Leider war im Anschluß der Dankesworte an die Mitarbeiter der Imbiß einwenig spärlich
ausgefallen. Trotz allem, konnte unter den Teilnehmern wieder heftig gefachsimpelt werden.
Noch einmal wurden die Schwierigkeiten erörtert, die so manche Stunde der Arbeit
aufrieb. Dennoch hat es den Beteiligten, aus welchen Gründen auch immer, Spaß
gemacht.
Da nach Auffassung des Verfassers einige Personen ganz
besonders hervorzuheben wären, soll dieses nachstehend in der Rangfolge der Wichtigkeit
an dieser Stelle nachgeholt werden.
Herr Schnadhorst / Ihm gebührt der
größte Dank für diesen Wiederaufbau da er dieses Projekt handwerklich von Anfang bis
Ende begleitet hatte. Ohne seine Fachkenntnisse im Metallbau wäre dieses Objekt nicht in
dieser Form entstanden.
Herr Kruse / Für die sehr
detailreiche Grafik, nach deren Vorgabe die Lackierer den Anstrich der Maschine
vornehmen konnten. Abschließend für seine Detailarbeit zur Vervollständigung
fehlender
Beschriftungen und Wartungsdeckel/-klappen sowie den Gebrauchsspuren.
Herren Sengfelder / Piehler / für deren
Arbeit an den Fahrwerksbeinen
Herr Richter / für die Herstellung
fehlender Teile wie Kühlerklappen und die Wiederherstellung eines ETC.
Herren Sommer / Völker / für die
Herstellung der Fahrwerksverkleidungen, die Propellerhaube, die Restaurierung der letzten
in Deutschland noch erhältlich gewesene obere Abdeckhaube (Rumpfwaffenabdeckung vor
Kabine), Bespannung der Ruder, Herstellung diverser Klappen/Deckel
und Kleinteile sowie Verantwortlich für die Farbgebung und den Materialeinkauf zur
Lackierung.
Hier noch ein paar weitere wichtige Hinweise:
Die Focke-Wulf 190 A stellt einen Nachbau einer im Kriege
verwandten FW 190 A 8 dar. Auch wenn in später noch erscheinenden Publikationen immer
wieder von einer A 8 die Rede sein wird, so ist doch diese Bezeichnung falsch. Die FW
ähnelt zwar sehr einer A 8 doch sind diverse Fehler vorhanden. Es muß jedoch anerkennend
gesagt werden, daß man wirklich bemüht war, diese Fehler so gut es ging zu beseitigen.
In Ermangelung fehlender Original-Teile, fehlender genauer Unterlagen mußten
Kompromisse gemacht werden. Dem Besucher mag es jedoch nicht auffallen, wenn Teile
früherer Versionen der 190 an den Rumpf der sogenannten A 8 angebracht wurden. Somit
konnte jedoch der Anteil alter Originalteile am Gesamtprojekt erhöht werden. Dennoch ist
das Gesamtobjekt eine gelungene Rekonstruktion eines damaligen Flugzeugs. In Deutschland
haben wir lange auf diesen Nachbau gewartet, welcher neben der bekannten Messerschmitt Me
109 die Hauptverteidigung gegen die nach Deutschland einfliegenden Bomberverbände war.
Bericht über einen Jugendtraum:
Schon als 15-jähriger hatte ich mir gewünscht
einmal in einem Flugzeug dieses Typs Platz nehmen zu können. Jetzt, nach 2 Jahren Arbeit
an dem Vogel hatte ich endlich Gelegenheit dazu. Vorsichtig betrat ich die Leiter, die
einem den Einstieg in die FW erleichtern sollte (Zur Einsatzzeit erfolgte der Einstieg
über die links am Rumpf ausgefahrene Leiter sowie den entsprechenden Eingriffen in der
Rumpfseitenwand). Ich hob zunächst das linke Bein über den aufgeschobenen Kanzelbereich,
hielt mich an den Seitenwänden fest und zog das rechte Bein anschließend nach. Nun stand
ich auf dem Pilotensitz. Ich ließ mich hinuntergleiten und stemmte die Füße über die
Bodenbleche an die Ruderpedale. Meine unsichere Haltung bescherte dem Seitenruder eine
links/rechts Bewegung. Dann saß ich fest im Sitz. Erstaunt war ich über die doch
verhältnismäßig geringe Körperfreiheit meinerseits. Dazu muß ich sagen, ich bin 193
cm groß. Mit beiden Schultern berührte ich die Seitenwände. Nach Aussagen ehemaliger
Piloten hätte man gerade in der FW im Gegensatz zur Messerschmitt eine ungewöhnliche
Freiheit besessen. Wie eng würde ich es erst in der Messerschmitt empfinden. Sofern
man den Aussagen der ehemaligen Flieger glauben schenken darf, wäre ich allein wegen
meiner Größe nicht zum fliegenden Personal gekommen. Betrachte ich die Fotos oder auch
die jeweiligen Fliegerkombinationen im Museum, so fällt doch auf, das die meisten Piloten
aus heutiger Sicht eher klein und sehr schlank gewesen waren. Nun gut, das hierzu. Mein
Blick schweifte über die linke Seitenbank mit Gashebel, den beiden Armaturenbrettern
vorn und dann über die rechte Seitenbank und den Schaltern. Ich ergriff den Gashebel mit
der linken Hand. Die rechte Hand griff zum Steuerhebel. Mein Blick ging durch die
Panzerglasscheibe nach vorn. Ich suchte die Konturen des Rumpfes und fand den mächtigen
Propeller. Ich schaute über die rechte und linke Fläche. Bewegte den Steuerhebel und die
Querruder folgten meinen Steuerbefehlen. Wieder ging mein Blick durch die
Panzerglasscheibe nach vorn. Ich stellte mir vor, mit welchem Getöse die 14 Zylinder des
Motors den Propeller in Drehung versetzten. Das, ohne Schalldämpfer, etwa 150 cm von
meinen beiden Füßen entfernt. Getrennt lediglich durch das dünnwandige Alublech des
Rumpfes. Ich schloß die Augen und wollte jede Sekunde in diesem Cockpit in meinem
Gedächtnis verankern. Doch alles hat ein Ende. Noch einmal schweifte mein Blick über die
Vielzahl der Schalter, Instrumente, Armaturen. Dann stemmte ich mich aus dem Sitz. Meine
Füße rutschten aus der überhöhten Position über das Bodenblech auf den Pilotensitz.
Ich stieg aus, mit einer Gewißheit, einen unvergleichlichen Moment erlebt zu haben. Ein
alter Jugendtraum wurde wahr.
Dietmar Sommer (Weitere Details finden Sie auf der Homepage von Dietmar Sommer)
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